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PERSON(EN): Tschöpe I.

Russlands Westen und die Russlanddeutschen

VERLEGER, ERSCHEINUNGSJAHR: Berlin: trafo, 2005

UMFANG/FORMAT: 81 Seiten

SPRACHE(N): Deutsch

ISBN: 3-89626-529-6

MATERIALART: Buch

BIBLIOGRAFISCHE BESCHREIBUNG: Russlands Westen und die Russlanddeutschen/ Tschöpe Iris. - Berlin: trafo, 2005. - 81 Seiten; ISBN 3-89626-529-6

Durch den Zerfall der Sowjetunion wurde Kaliningrad zu einer russischen Exklave an der Ostsee; welche an Litauen und Polen grenzt. Im Gebiet vollziehen sich eine Rehistorisierung und die Herausbildung eines regionalen Bewusstseins. Auf der einen Seite bietet die Osterweiterung die Chance einer wirtschaftlichen Teilintegration in die EU-Umwelt. Andererseits droht die Gefahr der Isolation. So steht Kaliningrad im Spannungsfeld von regionalen, gesamtrussischen und europäischen Interessen. Die entscheidende Frage besteht darin, ob es spezifische europäische Ansätze zu Kaliningrad gibt und ob in der Region etwas Neues, Eigenständiges entsteht. Von Kaliningrad selbst geht eine Reihe von Impulsen in Richtung Europa aus, doch ist die Dynamik noch unzureichend. Dieses Problem ist nicht ohne die Frage nach der historischen Identität der Bewohner des Gebietes zu lösen. Die ökonomische Entwicklung ist schwierig, aber nicht so hoffnungslos, wie oft in den Medien dargestellt. Der Kaliningrader Oblast war in den neunziger Jahren das Objekt zahlreicher Spekulationen. Im offiziellen Verständnis sah sich das Gebiet Kaliningrad in den neunziger Jahren als "westlicher Vorposten Russlands" und als Repräsentant der russischen Kultur im Baltikum. Regionales und europäisches Denken war zwar bei der Kaliningrader Intelligenz verbreitet, spielte jedoch in offiziellen politischen Verlautbarungen, wenn es nicht gerade um die Sonderwirtschaftszone "Jantar" ging, keine Rolle.
Die Russlanddeutschen gehörten unter Stalin zu den Opfern der Deportation. Perestroika und Glasnost unter Gorbatschow gaben den Deutschen die Möglichkeit, ihr nationales Selbstbewusstsein neu zu beleben und ihre Geschichte an die sowjetische Öffentlichkeit zu bringen. Viele Deutsche hofften unter Gorbatschow auf die umgehende Wiederherstellung der autonomen Republik der Deutschen an der Wolga. Doch auch die angestrebte Erneuerung der sowjetischen Gesellschaft brachte den Deutschen weder die volle Herstellung ihrer Rechte noch Entschädigung für die erlittenen Verluste. Der Zuzug Russlanddeutscher in das Kaliningrader Gebiet setzte ein, nachdem ersichtlich geworden war, dass es keine autonome russlanddeutsche Republik an der Wolga geben würde. Nach offiziellen Angaben lebten im Kaliningrader Gebiet im Jahr 1995 5200 Russlanddeutsche, die in ihrer Mehrheit nach der Öffnung des Gebietes im Gebiet ansässig geworden waren. Diese Zahl ist kritisch zu hinterfragen. Auffällig war, dass in Interviews, bei denen die Befragten zur Anzahl der im Kaliningrader Gebiet lebenden Russlanddeutschen befragt wurden, stets von 5.200 Russlanddeutschen im Kaliningrader Gebiet sprachen und anschließend sofort die Zahl von mehr als 15.000 Russlanddeutschen, die de facto im Kaliningrader Gebiet ansässig sein sollten, nannten. Anfänglich nutzten einige Russlanddeutsche das Kaliningrader Gebiet als "Sprungbrett" für ihren Weg nach Deutschland. Später jedoch erfüllte Kaliningrad diese Funktion nicht mehr. Der ursprüngliche Wunsch der Umsiedler war überwiegend, im Kaliningrader Gebiet zu bleiben. Das Konfliktpotential im Oblast wurde durch die in der ersten Hälfte der neunziger Jahre erfolgte Zuwanderung von Russlanddeutschen nicht verschärft.


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Methodisch-didaktisches Informationszentrum beim Kultur-und Geschäftszentrum der Russlanddeutschen in Kaliningrad