Ausgehend von einer Vergleichsanalyse der Ursprünge der verschiedenen Typen und Arten bietet die Autorin eine umfassende demografische und soziokulturelle Charakteristik der deutschen Bevölkerung Saratovs zwischen 1764 und 1941. Sie beleuchtet dabei die vielen Besonderheiten im Leben und Wirken der deutschen Gemeinde Saratovs (Verbreitung, Art der Tätigkeiten, Konfessionen u. a.). Die Autorin gelangt zu dem Schluss, dass der positive Einfluss der Deutschen auf das wirtschaftliche und kulturelle Leben der Stadt insgesamt sehr groß war, insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass der zahlenmäßige Anteil dieser Volksgruppe an der Gesamtbevölkerung recht gering war. Desweiteren beschreibt sie die einzigartige Toleranz der Bürger gegenüber den Deutschen, die selbst nach Beginn des Ersten Weltkrieges noch eine gewisse Zeit anhielt.

In dem Beitrag wird auf die Diskriminierung der deutschen Bewohner Saratovs während des Krieges eingegangen (Verbot all ihrer Organisationen und Presseerzeugnisse, Verbot der deutschen Sprache in der Öffentlichkeit, Schließung deutscher Schulen und Gymnasien). Es wird darauf eingegangen, dass diese Diskriminierung der wichtigste Grund dafür war, dass im Frühjahr 1917 eine Autonomiebewegung entstand.

Insbesondere geht die Autorin auf die negativen Auswirkungen ein, die die Errichtung der Sowjetmacht in der Stadt für die Saratover Deutschen hatte: die Liquidierung ganzer sozialer Gruppen der deutschen Bevölkerung sowie der Vielfalt des ökonomischen und soziokulturellen Lebens, Abbau der Beziehungen zum übrigen Teil der Bevölkerung. Es kam zu einer Vereinheitlichung des Lebens aller Bevölkerungsschichten, unabhängig von deren nationaler und konfessioneller Zugehörigkeit. Das traurige Ende der 177-jährigen Geschichte der Deutschen in Saratov war deren Deportierung nach Sibirien und Kasachstan.