Quelle: www.ap22.ru
Für zahlreiche Russlanddeutsche in und aus der Altairegion/Sibirien ist sein Name ein Begriff . Er steht für die Entwicklung der deutschsprachigen Presse und des deutschsprachigen Rundfunks in der Nachkriegszeit in der Altairegion. Mit seiner langjährigen Erfahrung als Zeitungsmann und der Kenntnis, was der deutschen Bevölkerung unter den Nägeln brennt, konnte Johann Schellenberg maßgebend zur Wiederbelebung der deutschen Muttersprache in den deutschen Dörfern der KulundaSteppe beitragen.
Er wurde am 27. Februar 1920 in Grünfeld (später Tschertjosch) bei Orlowo in der Altairegion geboren. Seine Vorfahren übersiedelten 1908 aus dem Schwarzmeergebiet nach Sibirien und gründeten das Dorf Grünfeld in der Kulunda-Steppe. In Engels an der Wolga beendete Schellenberg die 8. Klasse in der Musterschule Nr. 10. In Slawgorod absolvierte Schellenberg 1937 das deutsche Pädtechnikum und arbeitete danach als Schullehrer. 1938 wurden alle nationalen Schulen liquidiert, die Umstellung war sowohl für Lehrer als auch für Schüler ein Alptraum. Die meisten deutschen Lehrer wurden verhaftet.
Die Jahre 1942–1949 verbrachte Schellenberg in der Arbeitsarmee im Nordural. Seit 1957 gestaltete er die deutschsprachige Zeitung „Rote Fahne“ mit, in den Jahren 1960–1975 war er Chefredakteur der Zeitung. „Außer dem Chefredakteur Johann Schellenberg, einem in den von oben abgesteckten Grenzen umgänglichen, einsichtigen Mann, frönte das gesamte Team, sechs Mann hoch, dem kreativen Wort“, steht zu Schellenberg in der „Geschichte der russlanddeutschen Literatur“ von Johann Warkentin. Mit ihm an der Spitze kämpfte das Team oft am Rande des Möglichen für die Wiedergeburt und Erhaltung der deutschen Sprache und der Selbstachtung der Deutschen in der Altairegion. Nicht einmal nur wurde er des „Nationalismus“ bezichtigt.
1964 wurde in der Redaktion die Frage der Wiederherstellung der deutschen nationalen Autonomie diskutiert. Die Redaktion sammelte Briefe und Unterschriften – mit dem Ergebnis, dass die Redaktion als „Nest des Nationalismus“ abgestempelt, der Chefredakteur und die Mitarbeiter unter Druck gesetzt wurden. „Der Parteiobrigkeit in Barnaul und Slawgorod konnten wir nichts recht machen. Immer hatte man etwas zu beschnüff eln, zu beanstanden, um die Redaktion und den Redakteur in die Zange zu nehmen. Nach dem Besuch von Dominik Hollmann und Alexander Henning 1965 in der Redaktion und einer Autorenlesung in Podsosnowo musste ich mich im Rayonsparteikomitee verantworten, ob ich die Schriftsteller eingeladen hätte, um für die Wiederherstellung der deutschen Wolgarepublik zu agitieren“, erinnerte sich Schellenberg später. Im März 1975 wurde Schellenberg wegen „nationalistischer Bestrebungen“ entlassen.
Danach war er acht Jahre Redakteur des deutschen Rundfunks in Barnaul und gleichzeitig Sonderkorrespondent der „Zeitung für Dich“ (Nachfolgerin der „Roten Fahne“) sowie Referent im Deutsch-Russischen Haus Barnaul. Der engagierte Heimatforscher verfasste auch ein Buch zur Geschichte des Dorfes Orlowo im Deutschen nationalen Rayon Halbstadt. Auch als Redakteur des deutschen Rundfunks machte sich Schellenberg einen Namen. Die deutsche Sendung hieß „Altaier Weiten“ und begann stets mit der Melodie des Volksliedes „Im schönsten Wiesengrunde“. Jede Sendung wurde mit Musik und Liedern aufgemischt. Sehr beliebt waren Wunschkonzerte, die aufgrund der Hörerbriefe gestaltet wurden. Für die Radiohörer, besonders für die älteren Deutschen, die bis 1938 noch deutsche Schulen besucht hatten, war die Möglichkeit nach dem langen Schweigen wieder die deutsche Sprache und Lieder zu hören wie eine Rückkehr in die Jugend.
Mit der Wende der 80-er Jahre durfte auch der Themenkreis der deutschen Sendungen mit Fragen zur Geschichte der Russlanddeutschen, der Deportation, Sondersiedlung und Arbeitsarmee erweitert werden, die bis dahin Tabu waren. Die Hörerpost vergrößerte sich zusehends: Die Russlanddeutschen verlangten, die Sendungen öfter und länger auszustrahlen. Aber die Behörden hatten kein off enes Ohr dafür. Schellenberg wurde erneut vorgeworfen, dass die „Sendungen das nationale Bewusstsein der Deutschen erwecken“. „Damit traf man ausnahmsweise den Nagel auf den Kopf, denn das war eigentlich mein Ziel. Wir gingen oft an den Rand des Möglichen, um die Belange der Russlanddeutschen in den Vordergrund zu stellen. Von den Parteibehörden wurde das zwar nicht begrüßt, jedoch bis zu gewissem Grade geduldet. Diese Tatsache bemühten wir uns geschickt zu nutzen“, so Schellenberg in seinen Erinnerungen.
Seit 2001 lebte Johann Schellenberg in Deutschland in Bochum. Auch hier hatte er sich nicht verloren, er stand nach wie vor mittendrin im Leben. Sofort nahm er Kontakt mit der Landsmannschaft auf und wurde ein aktives Mitglied der Ortsgruppe. Der rastlose Zeitungsmann beteiligte sich engagiert an Integrationsveranstaltungen, reiste viel, lernte neue Menschen kennen, frischte alte Kontakte auf und ließ seine Feder nicht rosten. Am 31. Mai 2015 starb Johann Schellenberg im Alter von 95 Jahren und fand in Bochum, Deutschland, seine letzte Ruhestätte.
Dieser Artikel von Erna Berg erschien zuerst in der deutschsprachigen „Zeitung für Dich“.
20.05.2024
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Wettbewerb „Freunde der deutschen Sprache“ startet: Wir warten auf Ihre Anmeldungen!Der Gesamtrussische Wettbewerb „Freunde der deutschen Sprache“ zielt darauf ab, das Erlernen der deutschen Sprache zu popularisieren und die ethnokulturellen Traditionen der Russlanddeutschen zu bewahren. An dem Wettbewerb können Menschen jeden Alters und jeden Sprachniveaus teilnehmen. Der Organisator des Wettbewerbs ist der Internationale Verband der deutschen Kultur.
07.01.2024
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Lernen Sie Handwerk der Russlanddeutschen auf Seiten unseres Kalenders kennen!In der Elektronischen Bibliothek des Informationsportals RusDeutsch ist der Kalender der Russlanddeutschen für 2024 verfügbar – eine traditionelle Ausgabe des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur. Der Kalender stellt die dekorative und angewandte Kunst der Russlanddeutschen vor.
16.11.2023
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Für Kulturhistorisches Seminar reichte man 92 Bewerbungen für Vorträge einAm 15. November endete die Einnahme von Bewerbungen für das Kulturhistorische Seminar für junge Forscherinnen und Forscher, die sich mit Themen der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen befassen. Insgesamt erhielten die Organisatoren 130 Bewerbungen: 38 Personen äußerten den Wunsch, als Zuhörer mitzumachen und 92 Personen zeigten sich bereit, Vorträge zu halten.
08.11.2023
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In Tomsk wurde VIII. Internationale wissenschaftlich-praktische Sprachkonferenz abgeschlossenIn der Wissenschaftlichen Bibliothek der Staatlichen Universität Tomsk (TSU) hat das Abschlusstreffen der Internationalen wissenschaftlich-praktischen Sprachkonferenz stattgefunden. Die Konferenzteilnehmer fassten die Ergebnisse zusammen, verabschiedeten eine allgemeine Resolution, erhielten Teilnahmeurkunden und gratulierten den Mitarbeitern des Deutsch-Russischen Hauses Tomsk herzlich zu dem 30-jährigen Jubiläum der Organisation.
02.11.2023
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Auf der Internationalen wissenschaftlich-praktischen Sprachkonferenz fand Arbeit in Sektionen stattAm 2. November haben sich die Teilnehmer der Internationalen wissenschaftlich-praktischen Sprachkonferenz in Tomsk an drei Standorten versammelt, um im Rahmen der thematischen Sektionen Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig praktische Empfehlungen zu geben.
01.11.2023
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In Tomsk VIII. Internationale wissenschaftlich-praktische Sprachkonferenz eröffnetAm 31. Oktober hat in Tomsk mit einer willkommenen Besichtigungstour und einem musikalisch-literarischen Abend die Internationale wissenschaftlich-praktische Sprachkonferenz begonnen. Am 1. November fanden die Plenarsitzung und eine Diskussionsrunde zur Rolle des Lehrers und Mentors beim Sprachenlernen statt.
06.10.2023
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Machen Sie sich mit unserer Online-Ausstellung „Die Schicksalsfäden. Die Ankunft der Deutschen in Russland“ bekanntWir möchten Sie mit einem unserer Online-Projekte enger bekannt machen – der Ausstellung „Die Schicksalsfäden. Die Ankunft der Deutschen in Russland“. Auf dieser Webseite erfahren Sie mehr über die Geschichte der Umsiedlung der Deutschen nach Russland unter Katharina II.: von den Ursprüngen und Voraussetzungen der Idee bis zu ihrer Umsetzung.
11.08.2023
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Bewerben Sie sich für Teilnahme an der Internationalen Sprachkonferenz in Tomsk!Vom 31. Oktober bis 4. November 2023 findet in Tomsk die VIII. Internationale wissenschaftlich-praktische Sprachkonferenz zum Thema „Russlanddeutsche in der sprachlichen und ethnokulturellen Vielfalt der Völker Russlands“ statt. Wir laden Sie ein, sich für die Teilnahme zu bewerben!
06.07.2023
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Neue BiZ-Bote-Ausgabe erzählt über Hochzeitstraditionen der RusslanddeutschenDer Sommer ist die Zeit der Hochzeiten und daher lohnt es sich, die 2. Ausgabe des Informations- und Methodenmagazins „BiZ-Bote“ im Jahr 2023 herunterzuladen, das den Hochzeitstraditionen der Russlanddeutschen gewidmet ist. Die Ausgabe enthält Materialien zu den Hochzeitstraditionen der deutschen Minderheit und Mennonitendeutschen, Workshops zur Herstellung eines Brautkranzes und Spruchen als Hochzeitsgeschenk, Spiele zum Thema der Ausgabe und vieles mehr.
05.07.2023
Arkadij German: Historikerberuf erfordert Liebe, Hingabe und MutAm 26. Juni feierte Arkadij German seinen 75. Geburtstag. Es ist Doktor der historischen Wissenschaften, Professor, Vorsitzender der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen sowie Preisträger des Wettbewerbes „Russlands herausragende Deutsche – 2018“. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt, wie er zu seinem Beruf gekommen ist und worin er die Arbeit und die Aufgabe des modernen Historikers sieht.
24.05.2023
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Almanach „Deutsche Russlands“ wird auf dem Roten Platz in Moskau vorgestelltAm 6. Juni 2023 wird im Rahmen des Buchfestivals auf dem Roten Platz in Moskau der Almanach „Deutsche Russlands“ präsentiert, in dem die Geschichte, Kultur und bekannte Vertreter der Russlanddeutschen vorgestellt werden.
28.12.2022
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Buch „Kunkel im Weltgetriebe: Gedichte und Poeme“ in BZ der RD angekommenDer Internationale Verband der deutschen Kultur hat erfolgreich das Projekt zum Ankauf und Verteilung eines Gedichtbandes von Alexander Beck „Kunkel im Weltgetriebe: Gedichte und Poeme“ realisiert.
07.12.2022
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Neue Ausgabe des Jahrbuches zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen ist daIn der E-Bibliothek der Russlanddeutschen „RusDeutsch“ gibt es eine Neuerscheinung: 2 (12). Ausgabe des „Jahrbuches der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen“. Die Ausgabe der wissenschaftlichen Zeitschrift enthält 13 Beiträge für drei Rubriken: „Geschichte“, „Ethnografie“, „Russland und Deutschland“.
04.07.2022
Neue Ausgabe des BiZ-Bote Magazins der Rolle von Brettspielen in der Gemeinschaft der Russlanddeutschen gewidmetDie neue Ausgabe des BiZ-Bote Magazins, das vom Institut für Ethnokulturelle Bildung herausgegeben wird, berichtet über verschiedene Brettspiele, die von Organisationen der Russlanddeutschen entwickelt wurden. Die Ausgabe enthält auch neue Spiele mit ethnokultureller Komponente. Viel Spaß beim Nachspielen!
04.07.2022
11. Ausgabe des Jahrbuches der Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen erschienenIn der neuerschienenen Ausgabe des Jahrbuches der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen, das vom Institut für ethnokulturelle Bildung herausgegeben wird, sind Beträge über Schwarzmeerdeutsche, Transkaukasiendeutsche, Wolgadeutsche, sowie über die Briefe der Sondersiedler, ethnische Identität der Deutschen in Russland und in Kasachstan, über die Küche und Hochzeitseinladungen der Wolgadeutschen zu finden.
06.04.2022
Veranstaltungen
Wir laden zur Teilnahme am Literaturwettbewerb einDer Literaturkreis der Deutschen aus Russland und das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland schreiben den Nora-Pfeffer-Literaturwettbewerb – 2022 für junge Autorinnen und Autoren aus. Einsendeschluss ist der 31. Mai.
31.03.2022
Sonderausgabe der „Zeitung für Dich“ vom März ist jetzt onlineEnde März veröffentliche die deutschsprachige Zeitung „Zeitung für Dich“ eine weitere Sonderausgabe als Beiblatt. Die Sonderausgabe spiegelt dieses Jahr zum ersten Mal, aber insgesamt schon zum 13. Mal, die Geschichte und Gegenwart der Russlanddeutschen wider.
14.03.2022
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Deutsch? „Wie Musik in meinen Ohren“Für manchen Schüler mag es eine Strafe sein, aber viele schreiben es sogar freiwillig: das Deutschdiktat. Für die zehnte Auflage der Aktion „Tolles Diktat“ Ende Februar hatte auch die deutsche Autorin Katharina Martin-Virolainen einen Text eingesprochen.
20.01.2022
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„Die Welt im Wort“ feiert sein 12-jähriges BestehenIm Jahr 2022 feiert der Literaturklub „Die Welt im Wort“ sein 12-jähriges Bestehen. Am 23. Januar versammeln sich die Mitglieder des Klubs – russlanddeutsche Dichter, Schriftsteller und Übersetzer – im Deutsch-Russischen Haus zu einer feierlichen Veranstaltung. Die Feierlichkeit beginnt um 15:00 Uhr Moskauer Zeit.
19.10.2021
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In der Tretjakow-Galerie eröffnete die Ausstellung von Matwej Maniser und Elena Janson-ManiserAm 18. Oktober wurde in der Tretjakow-Galerie in Moskau eine erweiterte Ausstellung mit Werken der Bildhauer Matwej Maniser und Elena Janson-Maniser anlässlich ihres 130. Doppeljubiläums eröffnet. Im Rahmen der Veranstaltung wurde das Buch „Maniser. Dynastie der Künstler“ von Nina Puljachina-Maniser präsentiert.