Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 500. Reformationsjubiläum wurde in Moskau eine Neuerscheinung des Internationalen Verbandes der deutscher Kultur vorgestellt - eine zweisprachige Aufsatzsammlung über lutherische Pastoren "Denkt an eure Mentoren" von Olga Lizenberger. "MDZ" zitiert einen Auszug aus dem Vorwort des Buches.
Es ist unmöglich, den Einfluss, den die lutherischen Pastoren auf die Entwicklung der russischen Kultur und Wissenschaft hatten, zu unterschätzen. Der Übersetzer des „Igorlieds“ war Pastor K. Zedergolm (1789-1867). Pastor G. Nathanael Bonwetsch (1848-1925), der hervorragend Kirchenslawisch sprach, beschäftigte sich mit der Erforschung und Veröffentlichung der Schriften früher Kirchenväter, der griechischen Patristik und biblischer Studien. Der Herausgeber und Bibliothekar der Akademie der Wissenschaften, Pastor J. Busse (1763-1835), der Theologe Pastor G. Dalton (1833-1913) sowie der Historiker und Volkskundler, Pastor I. Erbes (1868-1932) arbeiteten hart für die russischen Wissenschaft. Dabei ist ebenfalls Pfarrer Iogann Gregori (1631-1675) zu erwähnen, der das erste Theater in Russland gegründet hat.
Die Rolle der lutherischen Pastoren bei der Entwicklung des staatlichen Bildungssystems in Russland ist von unschätzbarem Wert. Erste säkulare allgemeinbildende Schule in Moskau wurde von Probst Johann Gluck eröffnet (1652 nach anderen Quellen, 1654-1705). Gründer der ersten Blindenschule war Bischof Henry Dikgof * (1833-1911). Die erste russische Schule für die Kinder der deutschen Wolgakolonisten wurde von Pfarrer K. Conradi (1794-1857) und K. Wallberg (1794-1877) eröffnet.
Lutherische Pastoren hatten einen sehr großen Einfluss auf die Ansichten der russischen Monarchen und ihrer Vertrauten. Die Kaiserin Katharina I. wurde im Haus des Lutheraners Johann Gluck erzogen. Ein markantes Beispiel für den Einfluss lutherischer Pastoren auf das Umfeld hoher aristokratischer Kreise ist die Biographie von Bischof Ignatius Fessler * (1756-1839).
Ab dem 16. Jahrhundert waren Einwanderer aus westeuropäischen Ländern in den medizinischen Diensten Russlands verantwortlich und trugen wesentlich zur Bekämpfung tödlicher Krankheiten bei. Ein Beispiel ist Pfarrer Johann Cattaneo (1746, nach anderen Quellen, 1745-1831) und der Leiter des Moskauer Konsistoriums, Pfarrer I. Huber (1778-1858), ein zum Luthertum konvertierter katholischer Franziskanermönch, der mit dem St.-Stanislaus-Orden für engagierte Hilfe für Gemeindemitglieder während der Cholera-Epidemie ausgezeichnet wurde.
Nicht nur Priester, sondern auch weltliche Präsidenten evangelisch-lutherischer Konsistorien prägten die russische Geschichte. Generalmajor, Senator, Graf PI. Tiesenhausen (1774-1864) war der Verfasser des Gesetzentwurfs zur Bauernbefreiung. Biographie des Präsidenten des Moskauer Konsistoriums.
Mit der Errichtung der Sowjetmacht begann eine anti-kirchliche Politik, die durch unmenschliche Methoden umgesetzt wurde. Die evangelische Kirche blieb vom Bürgerkrieg, der nach der Revolution ausbrach, nicht verschont. Einige Pastoren wurden getötet oder nach Sibirien verbannt. Während der Hungersnot Anfang der 1920er Jahre wurde der 60-jährige Nathaniel Heptner beschuldigt, die Sowjetmacht auszuspionieren und zu kompromittieren.
Der Höhepunkt der Repression gegen lutherische Pastoren fällt in die späten 1920er und 1930er Jahre. Innerhalb von sechs Monaten wurden im Jahr 1929 acht lutherische Pastoren verhaftet. G. Schwalbe und Arthur Klück wurden antisowjetische Aktivitäten vorgeworfen. Der Pfarrer von Odessa, A. Koch, wurde zum Bau des Weißmeerkanal geschickt. Orenburgs Pfarrer G. Koch wurde nach seiner Festnahme sieben Jahre lang verbannt.
1932 erschienen in Deutschland etwa zehn deutsche Zeitungen: "In der Hölle der Sowjets. 30 evangelische Prediger wegen Gottesglauben verurteilt“, "Folter deutscher Pastoren in Russland" etc.
Unter den Bedingungen des militanten Atheismus war die Tätigkeit der Kirchenleitung fast vollständig gelähmt. Zu dieser Zeit setzte jedoch das Predigerseminar, gegründet von Bischof Arthur Malmgren, seine Arbeit fort. Als er 1936 unter Androhung der Verhaftung die UdSSR verließ, gab es nur elf Pastoren im Land, zehn von ihnen wurden später verhaftet und verurteilt. Die letzten lutherischen Pfarrer waren Paul Reichert und sein Sohn Bruno Reichert, die im Herbst 1937 in Leningrad verhaftet und im Januar 1938 hingerichtet wurden.
In nur 20 Jahren der Sowjetmacht wurden von 350 lutherischen Pastoren in der UdSSR mehr als 150 unterdrückt. Mehr als 100 Pastoren emigrierten und viele verließen ihre Posten. Nur Einzelne wurden von den Repression verschont.
Aber keinerlei Unterdrückungen können religiöse Überzeugungen zerstören. Es kam die Zeit, in der die neue Generation von Pastoren den russischen Lutheranern Hoffnung und Trost gegeben hat. Einem von ihnen, Pastor Nikolai Schneider, sind mehrere Seiten des Buches gewidmet.
Das letzte Biografie des Buches handelt von Eleanora Alexandrowna Gerdt. Nach der Lektüre dieses Romans wird der Leser sicherlich seinem Autor Alexander Kirsanov zustimmen, der glaubt, dass der Name dieser Frau durchaus mit den Namen prominenter lutherischer Pastoren gleichgesetzt werden kann.
Die Autoren des Buches äußern die Hoffnung, dass die Leser die Geschichte des Luthertums in Russland kennenlernen werden, dass sie den Biografien des Buches nicht gleichgültig gegenüberstehen, die uns an das biblische Zitat erinnern: "Denk an deine Mentoren, die dir das Wort Gottes predigten, und Leben, ahme ihren Glauben nach" (Hebräer 13: 7).
Quelle: Moskauer Deutsche Zeitung, Nr. 21/2017.
20.05.2024
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Wettbewerb „Freunde der deutschen Sprache“ startet: Wir warten auf Ihre Anmeldungen!Der Gesamtrussische Wettbewerb „Freunde der deutschen Sprache“ zielt darauf ab, das Erlernen der deutschen Sprache zu popularisieren und die ethnokulturellen Traditionen der Russlanddeutschen zu bewahren. An dem Wettbewerb können Menschen jeden Alters und jeden Sprachniveaus teilnehmen. Der Organisator des Wettbewerbs ist der Internationale Verband der deutschen Kultur.
07.01.2024
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Lernen Sie Handwerk der Russlanddeutschen auf Seiten unseres Kalenders kennen!In der Elektronischen Bibliothek des Informationsportals RusDeutsch ist der Kalender der Russlanddeutschen für 2024 verfügbar – eine traditionelle Ausgabe des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur. Der Kalender stellt die dekorative und angewandte Kunst der Russlanddeutschen vor.
16.11.2023
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Für Kulturhistorisches Seminar reichte man 92 Bewerbungen für Vorträge einAm 15. November endete die Einnahme von Bewerbungen für das Kulturhistorische Seminar für junge Forscherinnen und Forscher, die sich mit Themen der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen befassen. Insgesamt erhielten die Organisatoren 130 Bewerbungen: 38 Personen äußerten den Wunsch, als Zuhörer mitzumachen und 92 Personen zeigten sich bereit, Vorträge zu halten.
08.11.2023
Veranstaltungen
In Tomsk wurde VIII. Internationale wissenschaftlich-praktische Sprachkonferenz abgeschlossenIn der Wissenschaftlichen Bibliothek der Staatlichen Universität Tomsk (TSU) hat das Abschlusstreffen der Internationalen wissenschaftlich-praktischen Sprachkonferenz stattgefunden. Die Konferenzteilnehmer fassten die Ergebnisse zusammen, verabschiedeten eine allgemeine Resolution, erhielten Teilnahmeurkunden und gratulierten den Mitarbeitern des Deutsch-Russischen Hauses Tomsk herzlich zu dem 30-jährigen Jubiläum der Organisation.
02.11.2023
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Auf der Internationalen wissenschaftlich-praktischen Sprachkonferenz fand Arbeit in Sektionen stattAm 2. November haben sich die Teilnehmer der Internationalen wissenschaftlich-praktischen Sprachkonferenz in Tomsk an drei Standorten versammelt, um im Rahmen der thematischen Sektionen Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig praktische Empfehlungen zu geben.
01.11.2023
Veranstaltungen
In Tomsk VIII. Internationale wissenschaftlich-praktische Sprachkonferenz eröffnetAm 31. Oktober hat in Tomsk mit einer willkommenen Besichtigungstour und einem musikalisch-literarischen Abend die Internationale wissenschaftlich-praktische Sprachkonferenz begonnen. Am 1. November fanden die Plenarsitzung und eine Diskussionsrunde zur Rolle des Lehrers und Mentors beim Sprachenlernen statt.
06.10.2023
Veranstaltungen
Machen Sie sich mit unserer Online-Ausstellung „Die Schicksalsfäden. Die Ankunft der Deutschen in Russland“ bekanntWir möchten Sie mit einem unserer Online-Projekte enger bekannt machen – der Ausstellung „Die Schicksalsfäden. Die Ankunft der Deutschen in Russland“. Auf dieser Webseite erfahren Sie mehr über die Geschichte der Umsiedlung der Deutschen nach Russland unter Katharina II.: von den Ursprüngen und Voraussetzungen der Idee bis zu ihrer Umsetzung.
11.08.2023
Veranstaltungen
Bewerben Sie sich für Teilnahme an der Internationalen Sprachkonferenz in Tomsk!Vom 31. Oktober bis 4. November 2023 findet in Tomsk die VIII. Internationale wissenschaftlich-praktische Sprachkonferenz zum Thema „Russlanddeutsche in der sprachlichen und ethnokulturellen Vielfalt der Völker Russlands“ statt. Wir laden Sie ein, sich für die Teilnahme zu bewerben!
06.07.2023
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Neue BiZ-Bote-Ausgabe erzählt über Hochzeitstraditionen der RusslanddeutschenDer Sommer ist die Zeit der Hochzeiten und daher lohnt es sich, die 2. Ausgabe des Informations- und Methodenmagazins „BiZ-Bote“ im Jahr 2023 herunterzuladen, das den Hochzeitstraditionen der Russlanddeutschen gewidmet ist. Die Ausgabe enthält Materialien zu den Hochzeitstraditionen der deutschen Minderheit und Mennonitendeutschen, Workshops zur Herstellung eines Brautkranzes und Spruchen als Hochzeitsgeschenk, Spiele zum Thema der Ausgabe und vieles mehr.
05.07.2023
Arkadij German: Historikerberuf erfordert Liebe, Hingabe und MutAm 26. Juni feierte Arkadij German seinen 75. Geburtstag. Es ist Doktor der historischen Wissenschaften, Professor, Vorsitzender der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen sowie Preisträger des Wettbewerbes „Russlands herausragende Deutsche – 2018“. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt, wie er zu seinem Beruf gekommen ist und worin er die Arbeit und die Aufgabe des modernen Historikers sieht.
24.05.2023
Veranstaltungen
Almanach „Deutsche Russlands“ wird auf dem Roten Platz in Moskau vorgestelltAm 6. Juni 2023 wird im Rahmen des Buchfestivals auf dem Roten Platz in Moskau der Almanach „Deutsche Russlands“ präsentiert, in dem die Geschichte, Kultur und bekannte Vertreter der Russlanddeutschen vorgestellt werden.
28.12.2022
Veranstaltungen
Buch „Kunkel im Weltgetriebe: Gedichte und Poeme“ in BZ der RD angekommenDer Internationale Verband der deutschen Kultur hat erfolgreich das Projekt zum Ankauf und Verteilung eines Gedichtbandes von Alexander Beck „Kunkel im Weltgetriebe: Gedichte und Poeme“ realisiert.
07.12.2022
Veranstaltungen
Neue Ausgabe des Jahrbuches zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen ist daIn der E-Bibliothek der Russlanddeutschen „RusDeutsch“ gibt es eine Neuerscheinung: 2 (12). Ausgabe des „Jahrbuches der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen“. Die Ausgabe der wissenschaftlichen Zeitschrift enthält 13 Beiträge für drei Rubriken: „Geschichte“, „Ethnografie“, „Russland und Deutschland“.
04.07.2022
Neue Ausgabe des BiZ-Bote Magazins der Rolle von Brettspielen in der Gemeinschaft der Russlanddeutschen gewidmetDie neue Ausgabe des BiZ-Bote Magazins, das vom Institut für Ethnokulturelle Bildung herausgegeben wird, berichtet über verschiedene Brettspiele, die von Organisationen der Russlanddeutschen entwickelt wurden. Die Ausgabe enthält auch neue Spiele mit ethnokultureller Komponente. Viel Spaß beim Nachspielen!
04.07.2022
11. Ausgabe des Jahrbuches der Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen erschienenIn der neuerschienenen Ausgabe des Jahrbuches der Internationalen Assoziation zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen, das vom Institut für ethnokulturelle Bildung herausgegeben wird, sind Beträge über Schwarzmeerdeutsche, Transkaukasiendeutsche, Wolgadeutsche, sowie über die Briefe der Sondersiedler, ethnische Identität der Deutschen in Russland und in Kasachstan, über die Küche und Hochzeitseinladungen der Wolgadeutschen zu finden.
06.04.2022
Veranstaltungen
Wir laden zur Teilnahme am Literaturwettbewerb einDer Literaturkreis der Deutschen aus Russland und das Bayerische Kulturzentrum der Deutschen aus Russland schreiben den Nora-Pfeffer-Literaturwettbewerb – 2022 für junge Autorinnen und Autoren aus. Einsendeschluss ist der 31. Mai.
31.03.2022
Sonderausgabe der „Zeitung für Dich“ vom März ist jetzt onlineEnde März veröffentliche die deutschsprachige Zeitung „Zeitung für Dich“ eine weitere Sonderausgabe als Beiblatt. Die Sonderausgabe spiegelt dieses Jahr zum ersten Mal, aber insgesamt schon zum 13. Mal, die Geschichte und Gegenwart der Russlanddeutschen wider.
14.03.2022
Veranstaltungen
Deutsch? „Wie Musik in meinen Ohren“Für manchen Schüler mag es eine Strafe sein, aber viele schreiben es sogar freiwillig: das Deutschdiktat. Für die zehnte Auflage der Aktion „Tolles Diktat“ Ende Februar hatte auch die deutsche Autorin Katharina Martin-Virolainen einen Text eingesprochen.
20.01.2022
Veranstaltungen
„Die Welt im Wort“ feiert sein 12-jähriges BestehenIm Jahr 2022 feiert der Literaturklub „Die Welt im Wort“ sein 12-jähriges Bestehen. Am 23. Januar versammeln sich die Mitglieder des Klubs – russlanddeutsche Dichter, Schriftsteller und Übersetzer – im Deutsch-Russischen Haus zu einer feierlichen Veranstaltung. Die Feierlichkeit beginnt um 15:00 Uhr Moskauer Zeit.
19.10.2021
Veranstaltungen
In der Tretjakow-Galerie eröffnete die Ausstellung von Matwej Maniser und Elena Janson-ManiserAm 18. Oktober wurde in der Tretjakow-Galerie in Moskau eine erweiterte Ausstellung mit Werken der Bildhauer Matwej Maniser und Elena Janson-Maniser anlässlich ihres 130. Doppeljubiläums eröffnet. Im Rahmen der Veranstaltung wurde das Buch „Maniser. Dynastie der Künstler“ von Nina Puljachina-Maniser präsentiert.