Es wird die Situation in den deutschen Kolonien der Region am Dnepr
in den 1930er Jahren analysiert. Der Schwerpunkt wird auf die umstrittenen
Ereignisse jener Zeit gelegt. Einerseits wurden die deutschen Kolonien
in die Prozesse hineingezogen, die überall im Land gelaufen waren, und
dadurch sind sie einigermaßen erfolgreich geworden. Deutsche Kolchosen
und Sowchosen hatten ein hohes Niveau der wirtschaftlichen Entwicklung.
Soziale Probleme wurden gelöst. Gründung und Existenz von nationalen
Verwaltungseinheiten trugen zur Entwicklung der nationalen Identität bei.
Andererseits hatten die Bewohner der Kolonien einen negativen Einfluss von
Zwangskollektivierung, die oft von einem Rückgang der landwirtschaftlichen
Produktion begleitet wurde. Die Kollektivierung war auch die wichtigste
Voraussetzung und Ursache von Hungersnot in den Jahren 1932–1933. Die
Aufmerksamkeit wird auf die widersprüchlichen quantitativen Daten gezogen,
die Forscher in ihren Werken im Zusammenhang mit der Hungersnot
anführen. Deutsche Bevölkerung litt unter den Repressionen seit der zweiten
Hälfte der 1930er. Dies führte zu einer Abnahme der Zahl und des Anteils der
Deutschen in Partei- und Verwaltungsorganen. Schließung von Kirchen, die
Abschaffung des Unterrichts auf Deutsch in den Schulen der Kolonien und
schließlich die Beseitigung der deutschen nationalen administrativ-territorialen
Einheiten waren die Ergebnisse dieser Politik.